Im letzten Saisonspiel ging es für die zweite Mannschaft gegen Tabellenführer Lahnstein 06 darum, sich durch einen Sieg noch vom dritten auf den zweiten Tabellenplatz zu verbessern und so die Fahrkarte für die Relegationsrunde zum Aufstieg in die C-Klasse zu lösen. Doch leider war man zu diesem Zweck auch auf die Mithilfe der SG Kaub/St. Goarshausen II angewiesen, denn diese musste zeitgleich dafür sorgen, dass Kamp II beim Gastspiel in Kaub nicht als Sieger das Feld verlässt. Abgesehen von dieser Konstellation, war es für die SG natürlich oberstes Gebot, die eigene Aufgabe, sprich Heimsieg, zu erfüllen.
Doch schon zu Beginn des Spiels wurde man von der eigenwilligen Taktik der Gäste überrascht, die einfach mal mit zwölf anstatt elf Spielern begannen. Warum auch nicht!? Um die Verwirrung perfekt zu machen, liefen die Lahnsteiner ohne Trikotnummern auf, um sich die Möglichkeit offen zu halten, bei entsprechendem Spielverlauf noch zwei bis vier zusätzliche Akteure zu bringen.
Da allerdings hatten sie offensichtlich die illegale Rechnung ohne die aufmerksamen Bogel/Reitzenhainer Zuschauer gemacht, die von außen Spieler und Schiedsrichter nach ca. zwei gespielten Minuten auf die Überzahl des FCL hinwiesen. Doch das beeindruckte den Referee nur bedingt: Nach eigenem Durchzählen (oder grober Schätzung) kam er auf präzise elf Lahnsteiner Spieler. Na dann! Doch nach erneuter Bewertung der Situation ließ er sich langsam aber sicher von der regelwidrigen Spielerzahl überzeugen und bat die Gäste darum, doch einen Fußballer vom Feld zu nehmen. Dass dieser Spieler nach der Pause erstaunlicherweise wieder eingewechselt wurde (diesmal ging sogar ein anderer dafür raus), sei nur am Rande erwähnt!
Nach diesem anfänglichen Verwirrspiel war es der Tabellenführer, der besser in die Partie fand. Innerhalb der nächsten fünf Minuten erzielte der FCL zwei Treffer quasi aus dem Nichts. Die SG-Akteure waren gedanklich noch in der Kabine und begannen erst im Anschluss an den 0:2-Rückstand das Heft in die Hand zu nehmen. Dies gelang dann auch von Minute zu Minute immer besser. Angetrieben von den agilen Stürmern Lampert und Mengel und vom guten Marco Dietrich, kam die Heimelf nun ein ums andere Mal zu aussichtsreichen Möglichkeiten. Nach 15 Minuten war es endlich Patrick Lampert, der sich an der Strafraumgrenze durchsetzte und den Anschlusstreffer erzielte. Auch in der Folgezeit blieb die SG das dominierende Team. Der Ausgleich lag schon seit geraumer Zeit in der Luft, ehe Andreas Göth mit einem fast unhaltbaren Distanzschuss den Lahnsteiner Keeper zum zweiten Mal bezwingen konnte (25. Minute). Das Spiel schien nun endgültig zu kippen. Das dachten zumindest die für D-Klasse-Verhältnisse recht zahlreich erschienenen Zuschauer. Doch kurz vor der Pause sorgte ein eklatanter Stellungsfehler bei einem Lahnsteiner Freistoß dafür, dass die Gästeelf erneut in Führung gehen konnte.
Nach der Halbzeit fand die bis dahin kuriose und amüsante Partie ihre Fortsetzung. Die Männer von der Lahn kamen frischer aus der Kabine bzw. nicht ganz so schlafmützig wie die Gastgeber und konnten in der 50. Minute das 2:4 erzielen. Ein Sieg der Hausherren verabschiedete sich angesichts dieses Rückschlages langsam ins Reich der Fantasie. Doch weiterhin glaubte die Beyersdorf-Elf felsenfest an ihre Chance und wurde dafür mit einem strittigen Foulelfmeter belohnt. Andi Göth nutzte die Gelegenheit und traf vom Punkt zum zwischenzeitlichen 3:4 (63.). Kaum mit dem Jubeln fertig, sahen die SG-Fans zu ihrer großen Verzückung, wie Patrick Lampert ebenfalls seinen zweiten Treffer an diesem Tage erzielte (68.). Gekonnt schob er den Ball am nicht immer souveränen Gästetorwart vorbei ins lange Eck. Wer nun glaubte, die große Zeit des Schenkens sei zu Ende, irrte sich. Die Lahnsteiner hatten noch einige Präsente mitgebracht, die nicht lange auf dankbare Abnehmer warten mussten! Als dritter SG-Spieler war es nämlich Peter Lenz, der sich gleich zweifach in die Torschützenliste eintrug. Mit einem Freistoß-Doppelpack aus jeweils großer Distanz konnte er zur 6:4-Führung seiner Farben einnetzen (72. und 74.).
Mit diesem Spielverlauf schien der Libero der Lahnsteiner nicht hundertprozentig zufrieden zu sein, sodass er sich zu einer Tätlichkeit gegen Lenz hinreißen ließ. Doch auch der Schiedsrichter hatte seine Wundertüte dabei und zog anstatt einer Roten Karte eine mündliche Verwarnung aus seinem imaginären Hut. Noch von der eigenwilligen Regelauslegung irritiert, stellte die Bogel/Reitzenhainer Hintermannschaft vorübergehend die Verteidigung ein und musste so aus abseitsverdächtiger Position den fünften Gegentreffer hinnehmen (85.).
Die letzten Minuten entwickelten sich für die SG, bei der Andi Geisel ein erfolgreiches Comeback feierte, zur reinsten Zitterpartie. Ohne Not ließ man den FCL nach Belieben schalten und walten. In einigen Situationen verdankte man es lediglich der Lahnsteiner Abschlussschwäche, dass es noch immer 6:5 stand, oder man konnte in höchster Bedrängnis klären. Erst in der Schlussminute gelang es, den alles entscheidenden Konter zu setzen: Lampert und Mengel stürmten mutterseelenallein auf den gegnerischen Schlussmann zu, das 7:5 war nur noch Formsache! Denkste! Ein letztes Mal wurde den Zuschauern in Reitzenhain eine überraschende Wendung geboten: Als Stefan Mengel Zentimeter vor dem Sechzehner den Ball am herauseilenden Keeper vorbeilegt, holt ihn dieser vollkommen unmotiviert von den Beinen. Mehr Notbremse geht nun wirklich nicht! Das sah in diesem speziellen Fall auch der Schiedsrichter so und zeigte die Rote Karte.
Mit diesem negativen Schlusspunkt ging ein packendes Match, das die meisten der Zuschauer und Spieler noch eine Weile in Erinnerung behalten werden, zu Ende.
Der FC Lahnstein 06 wird in der kommenden Saison in der C-Klasse spielen. Für unsere SG gilt es allerdings noch ein weiteres Jahr, in der D-Klasse die Schuhe zu schnüren, da Kamp II mit 1:0 in Kaub gewinnen konnte.
Bleibt als letzter Strohhalm noch die Hoffnung, in der nun folgenden Sonderrunde die heiß begehrte Goldene Ananas nach Bogel und Reitzenhain zu holen!
Aufstellung:
Wagner F., Erath M., Friedrich M., Geisel A., Göth A., Redert L., Dietrich M., Lenz P., Hofmann M. (Sümnig K.), Lampert P., Mengel St.